Friday, December 29, 2006

San Blas: Weihnachten auf Digir Dupu

Tag 1 - 21. Dezember 2006

Um 4:00h soll mein Wecker klingeln, auf dass ich um 4:30h im Taxi zum Albrook Terminal sitzen kann, aber ich bin schon ab 3:15h hellwach. So reicht es wenigstens noch zu einer schnellen Dusche, wenn schon nicht zu einem Fruehstueck, auf das ich ungern verzichte. Puenktlich erreiche ich gegen kurz vor fuenf den Flughafen, wo ich meinen gewichtigen Rucksack in die Aeroperlas Abfertigungshalle zerre. Ich bin nicht die Erste, was den Vorteil hat, dass die Menschen die Sicherheitsprozedur durchlaufen, und ich ihnen einfach abgucken kann, wie es geht., ohne meine Sprachkenntnisse zu solch frueher Stunde bemuehen zu muessen. Ein gigantischer Berg Kartons, Taschen und Saecke, sowie Elektrogeraete ist vor meinem Rucksack dran. Der rote Aufkleber REVISADO sichert dem Besitzer freies Geleit. Dann bin ich endlich an der Reihe. Von aussen einmal abgetastet und einmal die obere Klappe geoeffnet wird mein guter alter Kamerad „Sine Dragon I“ nebst Inhalt fuer unbedenklich befunden und weiter gehts zum Einchecken.

Mein Computerausdruck, der mir als Ticket bereits etwas halbscharig vorkam, wird garnicht erst benoetigt, ein freundliches Laecheln und ein nicht amerikanischer Pass reichen voellig aus und schon ist alles in Butter. Selbst mein enormes Uebergepaeck bringt keinen aus der Ruhe, sofern ich dafuer B. 4,00 extra berappe. Nun denn was muss. Ausserdem ist der Rucksack wirklich tonnenschwer. Ist ja auch alles drin, was ich notfall in den naechsten Tagen zum Ueberleben brauchen werde, inklusive 6 Litern Wasser, man weiss ja nie.

Nurnoch mit meinem Handgepaeck bewaffnet, einer „Super99“-Knistertuete, in der sich meine persoenlichen Habseligkeiten befinden, die ich wirklich nicht verlieren darf, die schwarze Plastikmarke fuer meinen Flug unterm Arm, setze ich mich wieder und beobachte weiter das Treiben. Tatsaechlich bin ich diesmal die einzige Gringa, die zu fliegen scheint. Sonst handelt es sich ausschliesslich um Indianer (Ist das politically correct? Falls nicht tuts mir leid.). Die aelteren Frauen alle in der Tracht der Kuna: Wickelrock bis uebers Knie, Bluse mit Puffaermeln an deren Bauch und Ruecken die beruehmten Molas angenaeht sind, rot-gelbes Kopftuch, sowie der traditionelle Perlenschmuck an Unterschenkeln und Unterarmen. Ein breiter goldener Nasenring, sowie ein schwarzer Strich ueber Nase und Strin (der uebrigens mit dem Saft der Frucht des Jagua Baumes gezogen wird), runden das ganze ab.

Bei einem Mola handelt es sich um eine Handarbeit. Mehrere verschiedenfarbige Lagen Stoff werden aufeinander genaeht. Dann wird ein Muster oder Bild eingearbeitet, indem die Stoffschichten jeweils bis zur gewuenschten Farbe ( Schicht) durchschnitten werden und die Raender fein vernaeht werden.

Es herrscht froehliche Reisestimmung und ueberall wird in Kuna geschnattert und gelacht. Mir wird aufmunternd zugelaechelt und wie immer werden zahlreiche Kinder hin- und hergereicht, die mich interessiert begutachten.

Endlich ist es soweit: Mein Flug wird aufgerufen. Und zwar von einer winzigen Person in Warnweste, die die Gaeste sortiert nach Farbe des Plastikfluganzeigers aufs Rollfeld bittet.

Es ist noch stockdunkel, als ich die gute „De Havilland Twin Otter“ Propellermaschine ueber eine winzige Falttreppe erklimme. Etwa 20 Leute haben darin Platz, wie immer natuerlich zuzueglich der auf dem elterlichen Schoss reisenden Kinder.

Kaum hat sich jeder einen schoenen Sizt ausgesucht geht es los und als wir gerade den Bodenkontakt verlieren, lugt die Sonne ueber den Horizont und gewaehrt einen Blick auf Panama City im Morgengrauen. Im rosafarbenen Sonnenaufgang geht es weiter nach Nordosten, niedrig genug um die groessten der Baumriesen majesaetisch aus dem unter uns befindlichen Urwald herausragen zu sehen.

Die erste Landung erfolgt in Carti, wobereits einige Reisende das Flugzeug verlassen. Weiter geht es nach El Porvenir, und wen sehe ich da schon am Rollfeld stehen? Eva und Uli! Die zwei sehen etwas angeschlagen aus, wie sich heausstellt war ihr San Blas Erlebniss nicht ganz das, was sie erwartet hatten. Aber leider koennen sie mir nicht alles berichten, denn die naechste landung hiesst Aussteigen fuer mich.

Corazon de Jesus, eine Insel in San Blas. Kein Haus, keine Huette, nur ein paar Palmen und ein kurzer aphaltierter Streifen als Landeplatz, bewohnt von Milliarden der mir verhassten Sandmuecken die mich sofort in hungrigen Wolken umschwirren. Zum Glueck habe ich mich nicht festgelegt hier zu bleiben!

Die restlichen Reisenden streben zum Pier, wo sie von Verwandten mit Booten in Empfang genommen werden. Von Wassertaxis keine Spur. Da aber alle Reisenden ihren Namen, sowie den Namen ihrer Heimatinsel mit einem dicken Edding auf ihren Taschen vermerkt haben, laufe ich einfach einer netten Familie mit der Aufschrift „Florista/ Tigre“ hinterher. Diese wird wie alle anderen am Pier bereits erwartet und die Frage „Na, wo solls denn hingehen?“ laesst nicht lange auf sich warten. Meine Antwort wird mit einem „Dann komm am besten gleich mit uns“ belohnt.

Schwuppdiwupp, schon thront mein Rucksack auf dem Boot und ich folge ihm. Das Boot ist aus Holz, etwa 6m lang und hochseeerfahren, weshalb einer der mitfahrenden stets damit befasst ist hereinlaufendes Wassermit einer Schuessel wieder zurueck ins Meer zu schoepfen. Angetrieben wird das ganze von einem stoerrischen Motor, der und, als er endlich anspringt in geruhsamem Tempo gen Osten befoerdert.

Wie sich waehrend der Fahrt herausstellt ist Eduardo der Fahrer auch der Inselvorsteher von Isla Tigre und so lerne ich gleich die wichtigste Familie am Platz hautnah kennen.

Die zweite Frage nach der wie man heisst ist hier stets: „Wo ist denn Dein Freund?“ und auf meine Antwort „In Deutschland“ (man will ja nicht gleich verkuppelt werden) schlaegt sich die Mutter der Familie, die mir gegenueber sitzt, die Haende vors Gesicht. Ihre Tochter erklaer mir: „Meine Mutter weint, weil Du unsere schoene Welt gnaz alleine besuchen kommst.“, woraufhin alle in schallendes Gelaechter ausbrechen. An Humor mangelt es also schonmal nicht, ein sehr positives Zeichen. Die das Boot begleitenden Tortugas (Schildkroeten) tragen zur Stimmung weiter positiv bei.

Wir passieren im Morgengrauen zahlreiche Inseln und Inselchen, von denen einige nur Platz fuer drei Palmen bieten. Das Wasser ist strahlend blau, wo sich die bis dicht unter die Wasseroberflaeche heranreichenden Riffe befinden tuerkis, und sanfte, hohe Wellen schaukeln das Boot gemuetlich hin- und her.

Nach etwa 30min. Fahrt erreichen wir Isla Tigre. Am Steg erwarten uns bereits einige Herren, denen Eduardo der Chef schon von weitem von seiner Beute berichtet: „Ich hab ne Deutsche die will achte Tage bleiben!“ Alle freuen sich und es kommt mir so vor, als sei das nicht nur wegen dem Gled in meinen Taschen.

Umgehend werde ich zu einer Cabana (Huette) verfrachtet, die sich im westlichen Teil der Insel befindet. Vom Dorf wird dieser touristischeTeil durch einen Bambuszaun getrennt. Lorenzo, ein kleiner freundlicher Mann, klaert mich ueber die Regeln auf der Insel auf, die sich weitestgehend mit „Benimm Dich anstaendig“ zusammenfassen lassen. Jenseits des Zauns soll man etwas mehr anziehen, als einen Bikini und das Fotografieren von Menschen ist zu unterlassen, es sei denn die Bezahlung ist geklaert. Klingt akzeptabel.

Meine Cabana ist eine kleine Bambushuette mit palmwedelgedecktem Dach direkt am Meer. Sie hat zwei Tueren, eine zum Meer und eine zum Platz vor den Cabanas. Die Einrichtung besteht aus einem Doppelbett, einem Tischchen und zwei Stuehlen. Als erste Amtshandlung befestige ich mein Moskitonetz ueber der Ruhestaette. Dann schwanke ich erschoepft zu einem schattenspendenden Dach, unter dem ich meine Haengematte fachfrauisch befestige. Kaum haengt das Ding liege ich auch schon drin und schlafe tief und fest, das Meeresrauschen im Ohr. Einige Zeit spaeter werde ich vom Ruf „Hola Nina“ geweckt. Es ist Edurardo, der mich abholen will um mir sein Dorf zu zeigen. Welch nette Ueberraschung!

Die sandige Hauptstrasse ist flankiert von grossen Bambushuetten, in denen jeweils eine Familie a mindestens drei Generationen, wohnt. Der heisse Wind laesst die Blaetter rascheln. Eduardo erzaehlt die ganze Zeit und es ist wirklich schade, dass ich nur die Haelfte verstehe. Ausser den Wohnhaeusern gibt es eine grosse Kueche, wo sich alle treffen und wo fuer das ganze Dorf gekocht wird. Keine einfache Angelegenheit, denn laut meinem Fuehrer leben hier ueber 100 Menschen. In den Tueren der Haeuser stehen die Frauen, wie immer in ihrer schoenen Tracht. Einige besonders verwegene lehnen im Tuerrahmen und rauchen riesige Pfeifen, ebenfalls ein Privileg der Frauen, die hier wie vielerorten in Panama weitestgehend das Sagen haben (an dieser Stelle sei erwaehnt, dass Panama das land ist mit den meisten Frauen in Fuehrungspositionen weltweit!).

Schliesslich erreichen wir ein weiteres grosses Gebaeude, wo die Dorfversammlungen stattfinden. Momentan finden dort gerade die Vorbereitungen zu einem grossen Fest statt. Das Fest wird zu ehren eines Maedchens gefeiert, welches zum ersten Mal ihre Tage hatte. Zu diesem Anlass werden ihre bis dahin langen Haare abgeschnitten und sie bekommt den typischen Kurzhaarschnitt der Kuna Frauen. Ausserdem bekommt sie eine Tracht – und – das ist wohl das wichtigste – sie bekommt einen Namen. Vor diesem grossen Ereigniss haben Maedchen hier naemlich keinen und werden nur mit Nina (Maedchen) oder Hija (Tochter) angesprochen. Sie hat jetzt 5 Tage in einem kleinen verschlag verbracht und auf das Ende ihrer Periode gewartet. Die Frauen des Dorfes haben sie in dieser Zeit von oben bis unten mit dem Saft der Jaguafrucht eingerieben, weshalb sie am ganzen Koerper schwarz ist. Welch gluecklicher Zufall, dass ich ausgerechnet zu einem solchen Zeitpunkt hier bin.

Danach geht es weiter durch die sandigen Strassen und Wege, in denen Kinder kleine selbstgebastelte Drachen steigen lassen, und siehe da, was leuchtet blau und silbrig von der naechsten Ecke her? Zwei Telefonzellen! Nachdem mit Handies hier nicht viel asuzurichten ist eine wirklich erfreuliche Einrichtung.

Nach diesem ersten Rundgang durchs Dorf, das in der Sprache der Kuna Yala uebrigens nicht Tigre, sondern Digir Dupu heisst, sinke ich erneut in die Haengematte, um mich weiter zu erholen. Ich geniesse das Geraeusch der Wellen, die leichte Brise, das Schaukeln meiner Haengematte und betrachte die Seevoegel, die in Schwaermen am Strand entlang jagen. Ab und an sehe ich in der Ferne ein Seegelboot. Schon bald ist es Zeit fuers Abendessen. Es gibt Fisch, was auch sonst auf einer Insel. Am Nachmittag ist er von den Fischern gebracht worden um vom Koch gleich vor Ort zerlegt zu werden. Dazu gibt es koestlichen Reis, der statt in Wasser in Kokosmilch gekocht wird. Eine Delikatesse!

Nach dem Essen holt mich Eduardo wieder ab. Jetzt geht es los mit den Festlichkeiten zu Ehren des Maedchens. Sechs Maenner und ebenso viele Frauen in identischen Trachten fuehren traditionelle Taenze auf. Die Maenner spielen dabei Panfloeten aus Bambus, zu jedem tanz in unterschiedlichen Laengen. Die Frauen geben mit Rasseln den Takt vor. Es ist kein wilder Tanz, sondern ein sanfter, filigraner Tanz. Man koennte fast zaertlich sagen. Die Maenner und Frauen bewegen sich dabei in komplizierten Mustern umeinander. Beim letzten Tanz muss eine Frau jeweils versuchen, den von einer anderen Frau spielerisch geschuetzten Panfloetenspieler abzuklatschen. Das Fangenspiel ist eine grosse Erheiterung fuer alle. Schliesslich ist Schluss und ich begebe mich in meine Huette, wo ich unter meinem Moskitonetz geschuetzt wie in einem Zelt, sofort einschlafe, um die Ereignisse des Tages zu verarbeiten.

Tag 2 - 22. Dezember 2006

Ich bin frueh wach. Der Himmel ist grau und in meiner Huette ist es klamm. Darum fackle ich nicht lange und gehe gleich ins Bad, wo ich meine Morgenwaesche mit dem Wasser aus der Tonne durchfuehre. Auf der Insel gibt es keine Frischwasserpumpe, sondern das Wasser kommt aus den Bergen, durch eine lange Leitung. Vor Ort gelangt es zu guter Letzt durch einen Kohlenstoff-Filter, der es geniessbar macht. Da ich gestern wohl zu wenig getrunken habe, wie ich an einem latenten Kopfschmerz merke, trinke ich zum Fruehstueck gleich zahlreiche Becher. So wird sich am ehesten herausstellen, ob der Filter was taugt. Zum Wasser gibt es Kaffee, Ruehrei und Broetchen.

Als Ueberraschungsgaeste ist heute ein amerikanisches Paarchen auf der Bildflaeche erschienen, die allerdings nur fuer eine Nacht bleiben wollen. Josh und Gueluem. Sie sind sehr nett und wir kommen gleich ins Gespraech. Nach dem Fruehstueck wollen meine neuen amerikanischen Freunde und ich einen Schnorchelausflug zum nahen Riff machen. Mit unserem Geleitsmann Eduardo sowie dem Fahrer Diego starten wir also um die naechste Insel und das dahinter liegende Riff zu besuchen. Mit dem bereits bekannten moderaten Tempo geht es los. Die Gewaesser sind voller Untiefen, so dass selbst bei unserem Einbaum, der kaum Tiefgang hat, stete Vorsicht geboten ist. Aber unsere Maenner sind erfahren und manoevrieren geschickt zwischen den nur handbreit unter der Oberflaeche befindlichen Korallen und Felsen hindurch.

Unser Schnorchelgang ist schoen, wird jedoch von einer starken Stroemung beeintraechtigt, durch die man sich kaum vorwaerts bewegen kann. Nach etwa zwei Stunden sind wir erschoepft, und als sich Josh schliesslich auch noch den Kopf an einer Koralle anschlaegt, so dass es kraeftig blutet, beschliessen wir einstimmig die Heimreise nach Digir Dupu anzutreten. Wir wollen ja keine Bekanntschaft mit den hier vorkommenden Hammerhaien machen.

Die Fahrt zurueck zieht sich, und die Wellen werden immer hoeher. Schliesslich faellt auchnoch der Motor aus, und wir duempeln 20 Minuten auf offener See, bis die noetigen Reperaturen durchgefuehrt sind. Dies hat zur Folge, dass mir zum ersten mal seit langer Zeit so richtig uebel wird auf einem Boot. Angestrengt beobachte ich den Horizont und atme konzentriert ein und aus, bis wir endlich unsere Insel wieder erreicht haben und festen Boden unter die Fuesse bekommen.

Es folgt meine zweite „Aus-dem-Fass-Dusche“ des Tages und schon geht es mir wieder gut, gerade rechtzeitig, denn es gibt Mittagessen, diesmal Oktopus.

Nach dem Mittagessen schnappe ich meine Kamera und mache mich auf dem Weg ins Dorf um einige Fotos zu schiessen und die Molas der Frauen unter die Lupe zu nehmen, die sie verkaufen. Eduardos Frau Eloisa ist Expertin auf diesem Gebiet, denn waehrend Eduardo vor Jahren fuer die Amerikaner gearbeite hat, hat sie ihr eigenes Business aufgebaut. Sie handelt mit Kunsthandwerk und verkauft pro jahr ueber 2000 Molas der Frauen auf den Inseln in ihrem Shop im Yachtclub in Colon. Da gestern ein columbianisches Boot da war, das Kokosnuesse gegen allerlei Waren eingetauscht hat, sind meine Handelswaren momentan nicht so begehrt wie bare Muenze. Es gibt viele schoene Molas hier und die Qualitaet uebertrifft die derer in den Tourishops bei weitem! Ausser Molas verkaufen die Frauen Perlenarmbaender, Halsketten (teils mit Affenzaehnen und Vogeschnaebeln, ich habe da so meine Bedenken, ob ich ein solches Mitbringsel problemlos durch den Zoll bekommen wuerde) und natuerlich die Erlaubniss sie zu fotografieren a B.1,00 Ich halte mich aber mit Einkaeufen zunaechst zurueck, es ist ja noch ausreichend Zeit das Warenspektrum zu sichten. Also spazieren wir weiter zur Dorfkueche, wo Eduardo seiner Frau bescheid geben will, dass sie mir im Laufe der Woche ihre Exponate vorfuehren soll. Eduardo darf die Kueche als Mann nicht betreten. Sie steht unter staendiger Bewachung einer Heerschar Frauen. Schliesslich taucht Eloisa un der kleinen Tuer auf. Sie stuermt auf mich zu und begruesst mich, was Umarmungen und Kuesse mit einschliesst. Das ich mich dazu weit zu ihr hinunterbeugen muss finden die anderen Frauen zum Schreien komisch und schon scharen sich die Frauen um mich, wobei Eduardo gaenzlich abgedraengt wird, und wollen mich genauer unter die Lupe nehmen. Im grossen und ganzen scheinen sie zu der Uebereinkunft zu kommen, dass ich eine lustige Erscheinung bin, in ihren Augen wahrscheinlich laecherlich gross. Zum Glueck habe ich wenigstens meine Beine frisch rasiert, Die Kuna haben naemlich keine Haare an Armen und Beinen, die Maenner auch nicht im Gesicht, und so hoffe ich wenigstens nicht als Barbarin oder Affenfrau abgestempelt zu werden.

Nachdem ich fuers Erste ausreichend begutachtet wurde loest sich die Versammlung auf und ich gehe mit Edurado weiter zum Haus seiner Schwester. Sie ist ein Original! Bestimmt 80 Jahre alt und hoechst vergnuegt. Ich frage sie, ob ich sie fotografieren darf. Ich bekomme die Erlaubniss. Zunaechst albert sie herum, eine kleine Showeinlage fuer die mich staendig begleitende Kinderschar, welche dies mit Jauchzen und Jubelschreien belohnt. Sie verschleiert sich mit ihrem Kopftuch, mimt die bucklige und so weiter. Schliesslich winkt sie noch eine Freundin herbei und nimmt Aufstellung. So komme ich zu meinem obligatorischen Trachtenbild. Am Abend herrscht Aufregung am Pier. Ein Zweimaster, der 20m Schooner RAGNAR mit zwei Mann/ Frau Besatzung hat vor Digir Dupu Anker geworfen. An Land kommen Barbara und Skip, ein Paarchen um die 50, die seit 14 Monaten um die Welt segeln. Ich nutze die Gelegenheit und quetsche die Beiden bei Huehnchen mit Reis (hier allerdings mit koestlicher Sauce) ueber alle Hoehen und Tiefen ihrer Unternehmung aus, was sehr interessant ist. Die beiden dokumentieren ihre Reise unter http://www.sbragnar.com auch im Internet.

Ein weiteres Mal stelle ich fest, dass es noch viel zu sehen gibt auf der Welt. Ich frage mich, wie man jeh auf die Idee kommen kann auf den Mond fliegen zu wollen, wo es doch hier so viel zu sehen und zu erleben gibt...

Tag 3 - 23. Dezember 2006

Nach dem Fruehstueck geht es wieder mal aufs Bootchen. Diese Mal Richtung Festland und schliesslich den Rio Tigre hinauf, denn Eduardo moechte mir den Friedhof der Gemeinschaft zeign. Die Fahrt den Rio Tigre hinauf ist ein kleines Abenteuer, und ich stelle mir vor ich sei Alexander von Humboldt im Amazonas. Rechts und links am Ufer waechst dichter Mangrovenwald. Gigantische, uralte Mangobaeume strecken ihre gewaltigen Aeste ueber den Fluss. Auf ihnen wachsen Bromelien, deren rote Blueten durch die Blaetter blitzen. Zahlreiche Voegel zwitschern und stossen eigentuemliche klagende Laute aus. Frueher gab es hier viele Krokodile, erklaert mir Eduardo, aber heute nichtmehr. Da fuehle ich mich ja gleich richtig entspannt, als unser Boot auf einer Sandbank aufsitzt und wir ins gruenliche Wasser aussteigen muessen, um es weiter zu schieben. Tatsaechlich verirrt sich nicht einmal ein winziger Blutegel an mein Bein. Garnichts. Also geht es weiter den Fluss hinauf, wo das seichte Platschen des Stocks mit dem wir uns voranstaken das einzige geraeusch ist, das die Geraeusche des Urwalds durchbricht.

Nach einer Weile taucht ein ein matschiger Pfad am Ufer auf. Wir gehen an Land und folgen selbigem in den Wald. Nach einer Weile erreichen wir eine Anhoehe, auf dessen Gipfel der Friedhof gelegen ist. Die Graeber liegen dicht beieinander. Es sind laengliche Erdhuegel aus rotem Sand, umsaeumt von einem handbreiten kleinen Erdwall. Eduardo erklaert mir, dass jedes Grab zehn Jahre belassen wird, bevor ein weiterer Toter hineinkommt. Zu einer Beerdigung kommen dann alle Verwandten und Freunde und jeder bringt eine der Habseligkeiten des Verstorbenen mit. Sein Essgeschirr, seinen Hut und anderes. Auf dem Grabhuegelchen wird dann sein Tisch aufgestellt, und alle Mitbringsel werden darauf ausgelegt. So laesst sich an den Graebern gleich erkennen, ob es sich um das Grab eines Mannes oder einer Frau handelt, denn auf den Graebern von Frauen finden sich ihre Pfeifen.

Bald machen wir uns auf dem Rueckweg. Wir besteigen unser Boot, stossen uns ab, und da passiert es: Ein Bienenschwarm attackiert uns! Es sind kleine, ganz schwarze Bienchen, von denen ich in Las Lajas schon gehoert habe. Sie stechen nicht, haben aber eine andere unangenehme Eigenschaft. Sie moegen Haare. Sie schwirren einem also um den Kopf, um sich dann durchs Haar auf den Weg in Richtung Kopfhaut zu machen. Es ist sehr widerlich, denn ich habe etwa 50 Bienen in meinen Haaren, die summen, brummen und krabbeln. Zum Glueck habe ich kein groesseres Problem mit Insekten, denn man muss alle einzeln wieder herauspfluecken, was meist nur in Teilen gelingt. Schliesslich bin ich die Dinger wieder los, aber den Rest des tages befaellt mich immer wieder das unangenehme Gefuehl, etwas wuerde ueber meine Kopfhaut krabbeln...

Auf schlecht folgt ja bekanntlioch stets gut und so ist meine Laune spaetestens zu dem Zeitpunkt wieder vollends hergestellt, als mir zum Abendessen ein riesiger Hummer vorgesetzt wird.



Tag 4 - 24. Dezember 2006

10:30h und kein Martin in Sicht, der ja eigentlich heute nachkommen wollte. Die Ragnar ist weg, Josh und Gueluem sind weg. Vielleicht wird es doch noch ein oder zwei einsame Tage geben. Aber heute frueh habe ich in meinem Vokabelheft einen Umschlag von Carola gefunden! Eine Weihnachtskarte! So habe ich doch etwas zum aufpacken.

Stunden spaeter baumle ich wieder in meiner Haengematte und warte darauf was der Tag noch so bringen wird. Natuerlich zunaechst das Mittagessen. Der Koch sucht mich in meiner Haengematte auf, wie immer sehr um mein Wohlergehen besorgt, und beordert mich fuer 12:30h ins Restaurant. Seine Frau war auch schon da. Sie strahlt immer ueber beide Ohren. Ihre Wangen sind mit orangener Farbe bemalt. Auch das gehoert zum typischen Erscheinungsbild der Kuna Frauen. So wischt die Freundlichkeit der Leute wie so oft jeden Anflug von schlechter Laune von dannen. Auch Edurado, mein staendiger Begleiter taucht zum Essen auf. Ich gebe ihm eine Pepsi aus.

Nach dem Essen machen wir einen Spaziergang durchs Dorf und ich werde zu den Frauen gefuehrt, die in einer winzigen verrauchten Huette in vier gigantischen Toepfen das Weihnachtsessen vorbereiten. Auf dem Holzfeuer, das mit Kokosschalen und Bananen geheizt wird, stehen die Kessel. Schwarz und gross genug einen Menschen darin zu garen. Sie sind voll mit der Suppe, in der sich wie ich auf Nachfrage erfahre, als ich in einer Ecke einen ganzen haufen Schweinefuesse sehe, 9 dieser Kreaturen, sowie zahlreiche andere Zutaten befinden. Als wir die Huette wieder verlassen rieche auch ich von oben bis unten nach Rauch, ich hoffe dies wird helfen die Insekten fern zu halten.

Dann ist es an der Zeit zu telefonieren. Nur eine der zwei Zellen funktioniert, und das auch erst, nach dem Edurado zahlreiche Male aufgelegt und wieder abgehoben hat. Das Ding ist rostig und alt, aber die Verbindung ist sehr gut, als sie schliesslich zustande kommt. So kann ich tatsaechlich nach Hause telefonieren, was mich sehr freut. Und Eduardo wuenscht allen auf Kuna frohe Weihnachten. Hach, so ein Beamer waere fein, denn jetzt mit meinen Lieben zusammen zu sein waere toll.

Auf dem Rueckweg zu meiner Huette kommen wir wieder an vielen Dorfbewohnern vorbei, die allerlei Taetigkeiten nachgehen. Einer schnitzt kleine Segelboote aus Holz. Im vorderen Teil der Schiffchen sind kleine Fische als Fang eingeschnitzt. Ein anderere Manns schneidet Palmwedel auseinander und bastelt daraus kleine Kreuze, denn fuer das heute Abend stattfindende Fest wird jedes Haus mit einem solchen geschmueckt.

Auch die sogenannten Moonchildren gibt es auf Digir Dupu. So werden die hier haeufig geborenen Albinos bezeichnet. Sie haben strohgelbe Haare und rosafarbene Haut.

Die Kuna denken, es handle sich bei ihnen um Kinder des Mondes, was ihnen eine besonders angesehene Position in der Gemeinschaft beschert. Sie gelten als Auserwahlte und Fuehrungspersoenlichkeiten, was widerum dazu fuehrt, dass die Oberhaeupter vieler Gemeinschaften tatsaechlich Albinos sind. Was dem ganzen seinen Zauber ein wenig nimmt ist die Tatsache, dass solche Kinder hier aufgrund der enormen Inzestrate besonders haeufig sind, denn nur wenige Kuna heiraten ausserhalb ihrer Gemeinschaften.

Das Highlight des Tages aber folgt schliesslich nach dem Abendessen. Eduardo holt mich ab und nimmt mich mit ins Dorf zum Versammlungshaus. Mittlerweile ist es dunkel, aber es brennen zahlreiche Feuer und und der Platz vor dem Versammlungshaus ist ebenfalls hell erleuchtet. Alles istmit kleinen Fahnen aus Mini-Molas geschmueckt und im gelblichen Licht des Feuers entsteht ein mystisches Ambiente, das sich nach Abenteuer anfuehlt, so dass es mich nicht wundern wuerde ploetzlich einen waschechten Piraten vor mir stehen zu sehen. So einer wuerde wahrscheinlich umgehend von den stolzen Frauen des Dorfes von der Insel vertrieben. Momentan sitzen sie jedoch vor ohren Huetten oder vor dem Versammlungshaus, um sich von ihrem Tagwerk zu erholen, denn des Nachts wird die Arbeit weitergehen.

Das Versammlungshaus ist eine laengliche Huette voller Baenke, in deren Mitte Platz fuer einen Redner ist. Als wir ankommen singen gerade zwei Frauen ein Lied auf Kuna, wobei sie von einem aeltlichen Gitarristen begleitet werden. Danach kommt ein Chor, noch verschiedene Tnaz- und Gesangseinlagen, bis schliesslich ein Pastor aufsteht um die Weihnachtsgeschichte zu verlesen. Waehrend der lesung leert sich der Raum sichtlich, aber die folgende Tanznummer, begleitet von Weihnachtssongs aus dem Kassettenrekorder, lockt das Publikum zurueck ins Haus. Heute wird ja auch nicht geredet, sondern gefeiert und zwar auch hier die Ankunft von Jesus auf der Erde, ein frohes Ereigniss, das voll zwangloser Heiterkeit gefeiert wird. Jeder der moechte darf etwas vortragen, auf den Baenken tummeln sich zahllose Kinder und es herrscht ein reges Kommen und Gehen.

Es ist wirklich sehr schoen, und die Stimmung sowie die Leute ruehren mich zutiefst. So ein schoenes Weihnachtsfest habe ich wirklich selten erlebt.

Tag 5 - 25. Dezember 2006

14:00h und bis jetzt ein trostloser Tag. In der Nacht gab es mords Wellen und ein beeindruckendes Gewitter ueber dem Meer, das mich in steter Sorge um die Stavilitaet meiner Huette kein Auge hat schliessen lassen. Als der Regen endlich vorbei war, wurde es unertraeglich heiss, und selbst das Hochrollen meines Moskitonetzes brachte nicht die gewuenschte Erleichterung.

Zum Fruehstueck kamen viele Kinder und haben belegte Broetchen bekommen. Ich auch. Danach bin ich wie gewoehnlich auf einen kleinen Spaziergang abgeholt worden. Die Frauen haben sich in Kooperation mit dem oertlichen Medizinmann mittlerweile daran gemacht, einen Hexensud zu brauen, mit dem sich das ganze Dorf mit Ausnahme der Kinder, spaeter berauschen wird, wie mir mein Gastgeber erlaeutert. Folglich raet er mir auch dringen davon ab, morgen irgendwelche Bootsfahrten zu planen. Nunja, das hatte ich ja eh nicht vor, auch wenn ich langsam erste Symptome des Inselkollers als Folge meiner selbstauferlegten Robinson-Erfahrung zu verspueren beginne. Zum Beispiel bin ich bereits auf Seite 690 meiner mitgebrachten Lektuere... Zum Glueck habe ich vor meiner Abreise ein weiteres Buch erworben, so dass ich meine Lesestunden nicht rationieren muss. Ausserdem stelle ich voller Schrecken fest, dass ich etwa zehn Minuten nach einer Mahlzeit bereits wieder sehnsuechtig an die folgende als naechsten Programmpunkt meines Tagesablaufs denken muss... Fuer die Zeit dazwischen habe ich drei Packungen Bonbons und zahlreiche Muesliriegel.

16:16h. Ich habe den Hexensud getrunken! Das kam wie folgt:

Wie immer hat mich Eduardo abgeholt und mich ins Dorf gefuehrt. Dieses Mal in die Cantina (Bar). Hierbei handelt es sich um eine Huette fast so gross wie das Versammlungshaus. In den Boden an einer der Laengsseiten sind grosse Steinkruege eingelassen, die mit Bananenblaettern abgedeckt sind. Davor steht voller Erwartung und bewaffnet mit zahlreichen Kokosnuss-Trinkschalen Jalila, die gerade ihre Tage hatte. Eduardo erklaert mir, dass heute ihr Ritual zuende gefuehrt wird, welches gestern wegen Weihnachten unterbrochen werden musste. Ach so! Dann hat der Sud also garnichts mit Weihnachten zu tun!

In der Mitte des Raumes stehen kleine Tongefaesse, aus denen der Rauch von Kakaoblaettern aufsteigt. Zunaechst betreten die Musiker den Raum, wie gehabt Maenner mit Floeten und Frauen mit Rasseln. Dann fuellen sich die Baenke. Maenner und Frauen sitzen getrennt. Also muss ich ohne Eduardo auskommen, aber da kommt schon Eloisa und setzt sich nach Verteilen der bereits bekannten Kuesse neben mich. Sie haendigt mir einen original Kuna-Wickelrock aus. Offenbar sind meine Hosen zu kurz. Jetzt sicher geschuetzt folge ich den weiteren Ereignissen. Zunaechst erklaert ein Mann in Tracht (fuer die Herren weite Hose, buntes Hemd und Strohhut) die Regeln. Besonders wichtig: Im angeheiterten Zustand sind das Lesen der Bibel sowie Beten untersagt. Singen ist aber okay und wird gestattet.

Zwei Maenner, die Ketten aus langen klappernden Pelikanknochen um den Hals tragen, gehen mit einer langstieligen, dicken Pfeife durch die Reihen und pusten den Gaesten Rauch ins Gesicht. Fuer die weiblichen Gaeste sind hierfuer die Ehefrauen der Knochenmaenner zustaendig. Ausserdem rauchen die Frauen fleissig ihre eigenen Pfeifen und es werden grosse Plastikeimer mit Tabak herumgereicht. Die Frauen ohne Pfeifen haben lange Zigaretten und ehe ich mich wehren kann wird mir auch schon eine in den Mund gesteckt. Rothaendle ohne Filter laesst gruessen und ich versuche unauffaellig zu paffen. Die Huette ist schon gaenzlich eingeraeuchert, als schliesslich das erste Bananenblatt von den Behaeltern mit dem Getraenk gelueftet wird. Maenner und Frauen sind abwechselnd dran. Wer seine Schale geleert hat laesst sie wieder fuellen und reicht sie weiter. Ich bekomme eine recht kleine Schale zugeteilt. Mein Glueck, denn einige sind riesig und fassen sicher einen Liter. Ich denke voller Zuversicht an meine Hepatitisimpfung und mache kurzen Prozess.

Urgs.

Leicht dickfluessig und geschmacklich irgendwo zwischen aeusserst herbem Gluehwein mit einem Schuss Erde und gegorenem Johannisbeersaft anzusiedeln. Ich moechte garnicht an eventuelle Vorgaenge beim Herstellungsprozess denken, denn wer A sagt muss auch B sagen, und schon wird mir eine zweite Schale in die Hand gedrueckt. Auch hier wird nicht lange gefackelt. Wer es drauf hat spuckt den letzten Rest in einem Strahl auf den Boden, das lasse ich lieber, sonst treffe ich noch wen. Anschliessend werden gnaedigerweise Bonbons verteilt und Eloisa zeigt mir, wie man das zweite fuer spaeter mit einem kleinen Knoten, der eine Art Geheimfach entstehen laesst, im Rock verstecken kann, bevor ich meinen Platz fuer die naechste Raeumen muss.

Kann mir nur recht sein, denn mir ist schlecht.

Auf dem Weg zurueck begegne ich dem Medizinmann, der gerade von einem stachligen Strauch einige Zweiglein abschlaegt. Gute Medizin gegen alles, kocht man die Zweiglein als Tee auf. Aber funktioniert auch so! Und schon haut er mir den Stachelzweig ueber den Arm. Argh! Es brennt wie Brennessel und umgehend bilden sich an den Stichstellen insektenbissartige Male. Ich warte eine Weile auf eine eventuell eintretende Wirkung, aber nichts passiert, ausser das es juckt wie die Seuche. Vielleicht ist meine Wahrnehmung aber auch vom Hexensud beeintraechtigt, jedenfalls fuehle ich mich eher geschwaecht als gestaerkt.

Von all diesen Strapazen muss ich mich erstmal erholen und so verstecke ich mich vor weiteren Festlichkeiten mit meinem Buch in meiner Huette.

Spaeter kommt eduardo und fragt mich, ob ich Lust auf mehr habe. Er weist mich darauf hin, dass zumindest die Maenner mittlerweile allerdings alle sternhagelvoll seien. Oh jeh! Da verzichte ich lieber, ich moechte keinem sturzbetrunkenen erklaeren muessen, dass ich ihn nicht heiraten kann, weil ich ja in Deutschland schon ueber einen gatten nebst Kinderschar sowie zahlreiche Liebhaber verfuege (das einzige Argument, das auf fruchtbaren Boden faellt). Da bleibe ich doch lieber hier und lese weiter.

Wie sich als es daemmert herausstellt, ist der Strom ausgefallen. Umgehend eilt Eduardo herbei um mir mitzuteilen, dass es ihm sehr leid tue, der zustaendige Elektriker, aber in einer Verfassung sei, die den Umgang mit Strom nichtmehr gestattet. Ich war ja die Tage zuvor eh schon ueberrascht, dass es ueberhaupt eine Gluehbirne in meiner Huette gibt! Also zuecke ich meine Kopflampe, praege mir den Lageort der Ersatzbatterien auf meinem Tischchen ein und mache mich beim schwindenden Licht der untergehenden Sonne mit der Funktionsweise des Batteriefachs an meiner Leuchte vertraut.

Tag 6 - 26. Dezember 2006

In der ansonsten ruhigen Nach bin ich mehrfach mit rasenden Kopf- und Nackenschmerzen erwacht, die ich durch erhoehten Wasserkonsum zu lindern versucht habe. Man stelle sich das so vor: In stockdunkler Nacht oeffne ich meine Hintertuer und wanke den Strand entlang zum Wasserhahn. Ist die Flasche voll, geht es damit zurueck. Bevor man sich wieder ins Bett verkriechen kann, muessen die Fuesse vom Sand gereinigt werden. Dann wir der kuehle Trunk genossen. Spaetestens zehn Minuten anch einer solchen 1,5 Liter Flasche muss ich dann aufs Klo und das ganze geht von vorne los. Spaetestens zu diesem Zeitpunkt bin ich wieder hellwach.

So wie es aussieht wird es aber wieder ein Haengemattentag und ich kann mich entspannen. Ausserdem werde ich spaeter versuchen, meinen Flug auf den 28ten vorzuverlegen (eigentlich gehts erst am 29ten zurueck). Ich hab aber langsam genug gechillt. Ausserdem will ich Cornflakes!

Einige Stunden spaeter... ich bin sehr stolz auf mich! Ich habe es tatsaechlich geschafft den Rueckflug auf 28ten vorzuverlegen. Hurra!! Das ganze natuerlich auf Spanisch und vom verrosteten Telefon aus (in dem es nebenbei bemerkt abartige Temperaturen annimmt, und ich deswegen jetzt schweissgebadet bin). Jippiiiieeehh!!!! Albrookmall!!! Cornflakes!!! Internet!!! Ich komme!!!

Tag 7 - 27. Dezember 2006

Ueber Nacht hat sich jede einzelne Pore meines Gesichts entzuendet und ich sehe aus wie ein an Windpocken erkranktes Kind. Vielleicht sollte ich mich doch noch etwas vor Menschen versteckt halten? Handelt es sich um ein Zeichen? Liegt es an meinem Kopfkissen, dessen Inneres – einst ein Schaumstoffbrocken – sich unter starker Klumpenbildung in seine Atomarbestandteile aufloest? Oder habe ich von den widerlichen Sandmuecken die Leishmaniose uebertragen bekommen?

Ich starte die Gegenattacke mit einer Cortisonsalbe oder so. Jedenfalls soll sie desinfizierend sein, als solche habe ich sie zumindest gekauft (in einer echten Apotheke!). Sie heisst Vio Corten und kommt zu B.1,25 ohne Packungsbeilage. Beim Ausstossen zahlreicher Flueche nach dem ersten Blick in den Spiegel mus sich ausserdem einen fiesen Halsschmerz feststellen. Wo kommt das denn her? Na gut, dann also auchnoch Halsschmerzen...

Ich fordere hiermit alle auf es selbst einmal zu versuchensich bei einer Mindesttemperatur (nachts) von 30 Grad C ohne Ventilator oder Klimaanlage zu erkaelten. ICH kann es jedenfalls!

Den Vormittag verbringe ich mit Packen und Lesen und zur Mittagszeit ist der grosse Moment gekommen und es heisst zahlen. Hierzu scharen sich alle in der Naehe befindlichen Inselbewohner um mich und beobachten mich, als der Kassenmeister den Gesamtbetrag verkuendet. Ich habe ja heimlich ebenfalls Buch gefuehrt und kann so den fast passenden Betrag aus meiner Tasche ziehen, ohne mit meinem dicken Geldbuendel herumzuwedeln. Zufriedenes Kopfnicken und Gebrummel begleiten die Uebergabe der Scheine, und als klar ist, dass ich nicht vorhabe die Zeche zu prellen, loest sich die Zusammenrottung langsam auf.

Da der Betrag niedriger als erwartet ausgefallen ist, kann ich mich nunmehr ans Molashoppen machen. Tatsaechlich muss ich sagen, ist mein Augenmerk ja schon vor Tagen auf eins von Eloisas Kunstwerken gefallen. Es handelt sich im eine „Langusta Espinosa“ in schoenen Farben, mit allen Merkmalen eines Molas hoechster Qualitaet. Zahlreiche Stoffschichten, feinste Stiche, und so weiter. Um mein Desinteresse zu heucheln kaufe ich zunaechst zwei andere Molas und schlendere dann zu Eloisa. Dann verkuende ich ihr, dass ich das genannte Werk ganz nett finde und erfrage den Preis. Sie nennt ihn mir: B.45! WAS?! Wir sind hier doch nicht in Monaco! Da Eloisa als gerissene Geschaeftsfrau jedoch den Wert ihrer Waren an Land (und zu allem Uebel auch noch im Yachtclub) kennt, beginnen zaehe Verhandlungen. Endlich kann ich meine Handelswaren einsetzen und bekomme das edle Stueck schliesslich fuer sechs Essloeffel, zwei Flaschen Nagellack, Bonbons (Mist, die haette ich selber gebraucht) und B.15. Ausserdem muss ich versprechen irgendwann zurueckzukehren und Schweinefusssuppe mit Eloisa zu essen.

Mit meinen Schaetzen mache ich mich auf den Rueckweg und Diego und Eduardo bringen mich nach Nargana. Die Sonne strahlt und viele kommen zum Winken ans Pier gelaufen. So faellt mir der Abschied richtig schwer... aber die Bootsfahrt macht gute Laune und wir sind viel zu schnell in Nargana, wo ich ein kleines Hotelzimmer beziehe um morgen um 5:50h auf der Insel mit dem Rollfeld zu sein und hoffentlich den Rueckflug anzutreten.

Nargana ist die westlichste aller Inseln der Comara (was den Stil angeht). Hier gibt es sogar eine Bank. Nargana und die Nachbarinsel sind ueber eine rostige Bruecke voller loser Planken verbunden. Ich spaziere ein bischen herum, kaufe mir Wasser, dann lege ich mich ins Zimmer, versuche meine ominoesen Erkrankungen durch Ruhe niederzuringen und lade meine Elektrogeraete.

Tag 8 - 28. Dezember 2006

Um 4:00h bin ich wie gewohnt wach. Ich hab den Wecker auf 5:00h gestellt, aber ich habe solche Angst davor, den Fleiger zu verpassen, dass ich sofort hellwach bin. Eine schnelle Dusche und meine Sachen zusammengerafft setze ich mich ab 5:30h vor die Tuer und fuerchte, dass mein Bootsmann verpennen koennte. Die Frau von Aeroperlas hat gesagt ich soll eine Stunde vor Abflug da sein. Das waere um 5:50h, aber der Bootsmann hat mir gestern Abend schon erklaert, dass es so nicht laeuft. Hier „bei uns auf den Inseln“ bekommt die Flughafenchefin ueber ihr Funkgeraet bescheid, wenn die Maschine in Panama startet und dann macht sie sich langsam auf den Weg rueber zum Rollfeld. Ich bin also als erste da, um 6:30h. Sofort fallen die widerlichen Sandmuecken (alias Chitra) ueber mich her, es ist furchtbar. Julio, der fahrer fluechtet umgehend zurueck nach Nargana, nur ehrlicherweise hat er keine Wahl, denn sein Boot hat sich losgerissen und treibt davon, also schwimmt er ihm hinterher.

Gegen kurz vor sieben trudeln weitere Personen ein, das Flughafengebaeude wird geoeffnet (Raumgroesse etwa 4x5m) und ich muss mich wie alle Reisenden bei der Chefin melden. Oh Gott! Hoffentlich hat alles geklappt und ich stehe auf der Liste! Wie sich herausstellt hat sie aber garkeine Liste. Sie stellt einige eigentuemliche Fragen, unter anderem will sie mein Koerpergewicht und mein Alter wissen, und schon kommt mein Name auf einen kleinen aber offenbar bedeutsamen Zettel.

Endlich landet ein Flugzeug. Das ist nur dummerweise voll... Also darf garkeiner mit und es gibt zunaechst lange Gesichter. Aber es wurde schon ein weiteres geordert. Nach nur wenigen Stunden wird es eintreffen. Das tolle: Ich werde nur halb so schlimm zerfressen wie erwartet, denn ich habe im Flughafengebaeude den Rest eines Moskitokringels gefunden (eine art Anti-Moskito-Raeucherstaebchen), den ich umgehend entfacht, und mich mit einigen Leidensgenossen darum herum gekauert habe. So blieb uns das schlimmste erspart.

Als das Flugzeug schliesslich eintrifft gibt es keine neue Liste. Ich stopfe einfach meinen Rucksack in eine Luke und marschiere an Bord. Die Kontrolle erfolgt dann erst in Panama City, wo ich tatsaechlich namentlich aufgerufen werde. Es hat also wirklich geklappt!

Jetzt fahre ich schnell in die geliebte Albrook Mall und kaufe mir einen heiss ersehnten Kaffee, der wirklich ausserordentlich koestlich ist. Dazu gibt es einen Zimtkringel, der seinesgleichen sucht! Goldfarben, fettgetraenkt und koestlich!

Auch das gute Casa de Carmen nimmt mich trotz der Tatsache, dass ich keine Reservierung habe, auf. Als erste Amtshandlung wasche ich alle meine Klamotten, die aufgrund der Tatsache, dass ich sie schuetzend um einige halbgetrocknete Korallen (Umweltschuetzer: Natuerlich Totfunde am Strand! Also ehrlich!) geschlungen habe einen aeusserst eigenwilligen Geruch angenommen haben. Dann setze ich mich an den Computer, um dieses handschriftliche Pamphlet meinen Lieben (damit seid ihr gemeint) wie versprochen am 29ten zugaenglich zu machen.

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Sunday, December 10, 2006

Isla Boca Brava

Wer hätte das gedacht? Es gibt diese Woche wieder einen Feiertag und zwar den 08.12., wo Mariae Empfängnis stilsicher in Kombination mit Muttertag zelebriert wird. Also haben wir schnell unsere Rucksäcke gepackt, um das lange Wochenende mit einem Ausflug zu nutzen. Ziel unserer Tour war dieses Mal die Insel „Boca Brava“ an der Grenze zum „Parque Nacional Marino Golfo de Chiriqui“. Der Nationalpark ist über 14000 Hektar groß und schützt 25 Inseln, 19 Korallenriffe im Pazifik, sowie ihre Bewohner. Die Isla Boca Brava ist 3000 Hektar groß, und beherbergt unter anderem drei Affenarten, vier Schildkrötenarten und 280 (!) Vogelarten. Geschützt wird dieser schöne Ort dadurch, daß er höchst schwierig zu erreichen ist…
Da Carola am Donnerstag früh einen Termin bei einem Botaniker der Universität hatte, der ihr Herbarium ansehen wollte, sind wir also zunächst bis David gedüst und haben die Uni besucht. Dort haben wir einige Botaniker kennen gelernt, das ein oder andere Schwätzchen gehalten und auch gleich eine Einladung zum im Februar stattfindenden Symposium "I Simposio de Biodiversidad en el occidente de Panama" erhalten. Ein Gang ins schnelle Internetcafe darf ebenfalls nie fehlen. Dort ist eine Bekannte von Martin, die Lisa aus Österreich, zu uns gestoßen, um am Abenteuer Boca Brava teilzuhaben. Nach Erledigung einiger Einkäufe hat Martin sich umgehend in Verhandlungen mit einigen Taxifahrern gestürzt. Denn um nach Boca Brava zu gelangen, muss man zunächst auf der Interamericana zurück Richtung Las Lajas. Am Horoncitos Turnoff aussteigen und einen Truck besteigen, der einen weiter zum Fischerdorf Boca Chica an der Küste bringt. Wir wollten uns den Busritt sparen und gleich per Taxi bis Boca Chica. Ein williger Fahrer war schnell gefunden, der Preis akzeptabel, und los ging es…

Der erste Teil der Reise bis Horoncitos verlief ohne Zwischenfälle, was wenig verwunderlich ist, bewegt man sich doch bis dort auf geteertem Highway. Ab Horoncitos war der Weg jedoch nur noch eine Schotterpiste. Zumindest auf den ersten 300m. Dann ist auch mit Schotter Schluss und man bewegt sich über rote Erde. Mit dieser Situation war unser Gefährt - eine Limousine - heillos überfordert. Bei jeder Erhebung hat es gerummst als reißt jeden Moment der Unterboden auf, wie der Auspuff nachher überhaupt noch am Wagen hängen konnte ist uns ebenfalls ein Rätsel geblieben. Den Fahrer hat das ganze wenig beeindruckt, er hat einfach die Musik etwas lauter gedreht, so dass uns zusätzlich hinten fast die Ohren weggeflogen sind. Wir vermuten ja, dass er Angst um sein Geld hatte, würde er „aufgeben“. An einer schlammigen Anhöhe war dann aber schließlich Zapfenstreich. Wir mussten aussteigen, damit der Wagen nicht aufsetzt, sondern weiterfahren konnte. Das tat er dann auch. Mit unserem ganzen Kram im Kofferraum. Zunächst waren wir etwas verdutzt ob des verschwindenden Gefährts, aber schon kam die Rettung: Ein Fischer näherte sich mit seinem Truck. Schnell den Daumen raus, hinten raufgehüpft, und die Verfolgung wurde aufgenommen. Nach ein paar kurzen Minuten war das Taxi mit dem nach wie vor in bester Laune befindlichen Fahrer erreicht. Die Sachlage war schnell geklärt. Schluss mit Limousine! Also haben wir den armen Mann erlöst, ihm sein Geld in die Hand gedrückt und sind mit dem Fischer weitergefahren. Der Fischer hatte offenbar keine Zeit zu verlieren, und ist in einem Affenzahn mit uns auf der Ladefläche Richtung Boca Chica geprescht. So eine Fahrt auf der Ladefläche ist an sich ja schon etwas ganz besonderes. Die Hinterklappe stand halb offen, weshalb Carola und Lisa, die hinten gelandet waren, sich festkrallen mussten um drin zu bleiben und nicht bei einem Schlagloch hinaus zu purzeln. Martin und ich mussten uns etwas weiter vorne vor den wild umherfliegenden Kühltruhen (mit Resten von Fischen versteht sich) schützen.
Von diesen Widrigkeiten abgesehen ist die Strecke jedoch traumhaft! Man hat wunderbare Aussichten auf die küstennahe Hügellandschaft, in der sich palmige Anhöhen mit Weiden und Wäldchen abwechseln. Dazu ein strahlendblauer Himmel und endlich, nach einer Kuppe, die türkise Pazifikküste, mit den vorgelagerten Inseln. Ab und zu ein Schwarm bunter Vögel, was will man mehr.
Nach einer erstaunlich langen Fahrt (wir hatten ursprünglich gedacht wir könnten notfalls ab Horoncitos laufen, davon würde ich jedoch eher abraten, es sei denn man hat ein Zelt und ein paar Tage Zeit) haben wir dann schließlich Boca Chica erreicht. Das Örtchen ähnelt Las Lajas, sieht man einmal von den zahlreichen vor den Häusern zum Trocknen aufgehängten Netzen ab. Die Nähe zum Meer macht sich weiterhin durch ein ausgeprägt entspanntes Verhalten der Bewohner, sowie die Anwesenheit zahlreicher Boote bemerkbar. Ein solches haben wir dann bestiegen, um damit zur Insel überzusetzen. Die Fahrt ist kurz und schön, und während man da so fährt setzt die Entspannung langsam ein: Wir sind da, und es ist toll!

Die Insel selber hat einen kleinen Steg, der an eine steile Treppe angrenzt, über die man hinauf zum Hotel/ Restaurant gelangt. Das Restaurant ragt über eine Klippe von wo man einen traumhaften Ausblick aufs Meer hat. Wir haben also ein Zimmer gebucht, schnell unsere Sachen hineingeworfen und sind los, um die Insel ein bisschen zu erforschen und uns mit einem Bad im Meer von den Strapazen der Herfahrt zu erholen. An dieser Stelle sei ein weiteres Mal bemerkt, dass man sich hier für derartigen Luxus nicht in den Ruin stürzen muss, denn das Zimmer, kostet pro Kopf und Nacht schlappe $5!
Kaum waren wir die ersten paar Meter hinter den Häusern, hatten wir unsere erste Begegnung mit Wildtieren rarer Art. In diesem Fall hatten wir sie schon vorher anhand ihres Geschreis identifiziert: Brüllaffen. Eine ganze Gruppe hatte sich auf einem Baum in Hausnähe niedergelassen, wo sie allerlei Geschäftigkeiten nachgingen. Sie hatten auch ein paar Kleine dabei, und wir haben sie ein Weilchen beobachtet, bevor wir weiter sind.

Boca Brava ist sehr felsig, daher gibt es hier auch zur Abwechslung mal einen Stein- statt eines Sandstrands. Kaum waren wir im Wasser, brach eine weitere Überraschung über uns herein: Victor, ein Freund aus David, und Melanie, eine weitere Deutsche, hatten beschlossen uns auf Boca Brava zu besuchen und haben uns am kleinen Strand aufgespürt. Also waren wir schon zu sechst. Um diese freudige Tatsache zu feiern, und weil die Sonne langsam unterging, sind wir gemeinsam zum Restaurant zurückgegangen, wo wir unseren ersten Lobster verspeist haben. Im kulinarischem Rausch haben wir versäumt dieses Ereignis fotografisch festzuhalten, aber lasst Euch gesagt sein, es war erste Sahne! Nur das Blechbesteck wäre noch verbesserungswürdig gewesen, denn das ist ungeeignet zum Schalentierknacken.
Für den nächsten Tag haben wir uns ein Boot gebucht, um den Nationalpark ein wenig zu erkunden. Nach einem ausgiebigen Frühstück ging es also los.
Vorbei an Pelikankolonien sowie zahlreichen Inseln und Inselchen aller Größen und Formen erreichten wir schließlich unser Ziel. Ich dachte immer solche Inseln gibt es nur in der Karibik! Aber nein, hier war sie und wir haben sie umgehend eingenommen. Den Tag haben wir dann damit verbracht die nahen Korallenriffe zu umschnorcheln, Kokosnüsse zu leeren und uns die Sonne auf den Pelz braten zu lassen. Ein paar Bilder sagen hier wohl mehr als Worte…

Am Abend haben wir es uns ein weiteres Mal im Restaurant gut gehen lassen, diesmal bei Tunfischsteak (á 3,50), bevor wir ins Bett gefallen sind, um unsere von der Sonne geschwächten Körper für den morgigen Reisetag auszuruhen.
Um 13h ging unser Boot zurück nach Boca Chica. Um 13:15h standen wir dann in Boca Chica, wo wir erfahren haben, dass alle die ein Auto haben sowie alle Taxifahrer heute unterwegs sind. Nach geraumer Zeit des Wartens erschien dann aber doch ein Truck auf der Bildfläche. Kaum hatte er angehalten, stellte sich heraus, dass einer der Reifen platt war. Dieser Schaden musste zunächst behoben werden. Nach weiteren Minuten kam er jedoch zurück um uns mitzunehmen. Mittlerweile war unsere Gruppe um einige Arbeiter, die ebenfalls Richtung Horoncitos wollten, auf knappe 12 Personen gestiegen. Auf dem Truck befand sich bereits diverser Krempel (ein Fahrrad, ein Hahn, ein Buggy, ein Surfboard, diverse Metallteile) aber 10-12 Personen gehen immer, also haben wir uns eingeladen.

Einige Leute hingen sogar außen dran. Aufgrund heftiger Regenfälle in der Nacht war die Strasse heute in einem weit dramatischeren Zustand als beim Hinweg. Der vollbepackte Truck musste mehrmals anhalten und die Fahrgäste mussten absteigen und laufen, da es sonst hangaufwärts rückwärts gegangen wäre. Weiterhin kam es zu häufigen Rutschpartien, da das Profil der Reifen wohl auch nicht mehr das war, was es sein sollte.
Das in Kombination mit der bekannten Reisegeschwindigkeit (alles was die Karre hergibt), die ein durchgehendes krampfartiges Festkrallen nötig macht, ist nichts für schwache Nerven. Kurz und gut, ich bin tausend Tode gestorben! Aber nicht nur ich, den anderen ging es wohl genauso.
Als es dann noch anfing in Strömen zu schütten, war die Moral endgültig im Keller.

Zum Glück war Horoncitos bald erreicht, und wir konnten unsere Busse besteigen. Wie immer war der Bus noch recht voll, aber für Gringas findet sich immer ein Plätzchen. Dieses Mal war ich die glückliche, der der Ehrenplatz neben dem Fahrer zugewiesen wurde. Ein breiter Sitz mit viel Beinfreiheit, Panoramascheibe nach vorn, so lässt es sich reisen. Doch auch diese Freude wurde jäh getrübt! Ich – bekennender Weise eine schlechte Beifahrerin – sah plötzlich ein entgegenkommendes Fahrzeug von der Spur abkommen und auf den Bus zuschießen… Der Bus wich etwas aus, so dass uns das Auto nicht ganz frontal, sondern nur seitlich erwischte. Es tat einen kräftigen Schlag und der Bus schlingerte gen Böschung. „Oh“, dachte ich, „jetzt fliegen wir da auch noch den Hang runter“, aber soweit kam es zum Glück nicht, denn der Bus konnte rechtzeitig zum stehen gebracht werden.
Ich habe jetzt fürs Erste genug von abenteuerlichen Fahrten! Wenigstens war die Polizei in Null Komma nichts zur Stelle. Nicht so ein Ersatzbus. Also standen wir erstmal eine gute Weile an der Interamericana, bis alle Reisenden Plätze in den vorbeikommenden Bussen gefunden hatten.
Die Reise, die auf der Hinfahrt nur etwa 2 Stunden gedauert hatte, hatte sich somit zu einer Odyssee ausgeweitet und gegen 19h waren wir endlich heil und zufrieden im sicheren Hafen Las Lajas angelangt. Zum Glück haben wir den Sonntag noch frei, so können wir noch in Ruhe Wäsche waschen, bevor es mit der Arbeit weitergeht, aber alles in allem war es trotz aller Schreckmomente der schönste Ausflug, den wir bisher unternommen haben.

Saturday, December 02, 2006

Ein beschauliches Adventswochenende in den Bergen

Es gibt neue Deutsche in Las Lajas!
Zunaechst sei der Besuch des fuer mich zustaendigen Herren aus Deutschland zu vermelden, der sich einigermassen ertragreich gestaltet hat, was mein Beduerfniss nach Daten ueber die Plantagen angeht. Er konnte mir also ein bischen weiterhelfen und mich in dieser Hinsicht zufrieden stellen. Er hat ausserdem einen weiteren Deutschen, den Walter, angeschleppt. Beide haben Zimmerchen bei Cholita bezogen, so dass wir sie von morgens bis abends mit Fragen bombadieren konnten. Hierbei kamen erstaunliche Dinge ueber die Verstrickungen des Unternehmens ans Licht, es ist wirklich sehr spannend. Mittlerweile sind die Beiden aber schon wieder nach Panama abgedampft.
Um die Anwesenheit der Beiden auszukosten und uns vom vorherigen Panamawochenende, das doch mehr Arbeit als Entspannung war, zu erholen, haben wir unser letztes Wochenende am Strand verbracht, wo wir uns gesonnt haben, Cerveza Panama und unsere Neuentdeckung Cerviche (eine panamaische Spezialitaet: Roher marinierter Fisch, den man in kleinen Schaelchen kauft und per Zahnstocher verspeist, ein muss fuer Freunde des Sushi) genossen haben und "Sanddollars" auch bekannt als "Heilig Geist Muschel" gesammelt haben.
Hier haben wir ein Bild davon.
Ich kannte die Dinger bis dato garnicht. Es handelt sich um das Skelett des Meeresbewohners "Mellita quinquiesperforata" und es rankt sich folgende Geschichte darum:
Die Markierungen auf der Muschel symbolisieren fuer einige Menschen die Geburt, die Kreuzigung und Auferstehung von Jesus.
Die Blume oben drauf (das waren mal die Atemloecher des Viehchs) werden als Lilie interpretiert. Im Zentrum der Lilie ist ein fuenfstrahliger Stern, der als Stern von Bethlehem gedeutet wird, der einst die heiligen drei Koenige (bzw vier, wenn man nach der taiwanesischen Weihnachtspyramide von Thomas geht) zum kleinen Jesus geleitet hat. Die fuenf Oeffnungen sollen weiterhin die vier Nagelloecher, die man Jesus beim "Ans Kreuz schlagen" zugefuegt hat, sowie die Verletzung mit dem Speer symbolisieren.
Um das ganze abzurunden kann man auf derRueckseite der ganzen Geschichte Linien in Form einer Poinsettia (die Pflanze "Christstern" oder "Weihnachtsstern") erkennen. Ausserdem die einer Glocke. Zerbricht man die Muschel finden sich innen fuenf vogelfoermige Boller, die als fuenf Friedenstauben bezeichnet werden.
So ein Sanddollar ist also der ideale Fund fuer einen Christen an Weihnachten. Oder auch ein schoenes Geschenk, bitte schickt uns also Eure Religionszugehoerogkeiten per sms, damit wir euch das passende Strandgut zusammentragen koennen.
Auf dem Rueckweg vom Strand am letzten Tag hat sich ein weiteres Mal eine Fahrradpanne ergeben. Dieses Mal hat sich das Kugellager von Carolas Hinterrad aufgeloest, wir koennen also auch im Bereich Zweiradmechanik bei unserer Rueckkehr massgebliche Fortschritte vorweisen, wenn das so weitergeht...
Die Woche ueber waren wir dann wieder fleissig am schuften.
Langsam kommt die Trockenzeit. Unsere sonst so abenteuerlichen Jeep-Touren werden immer gemuetlicher weil die Wasserloecher wegfallen, dafuer stroemt der Schweiss , wenn wir arbeiten. Die Teakbaeume verlieren heimtueckischerweise in der Trockenzeit ihre Blatter, so dass wir der Sonne schutzlos ausgeliefert sind. Wer jetzt denkt, die Gelegenheit sei guenstig um letzten Schliff an seinen Teint zu legen, irrt, denn die bereits stark ausgepraegte Bauarbeiterbraeune bis zum T-Shirtrand laesst sich nur unter Inkaufnahme von Verbrennungen dritten Grades regulieren. Das will man dann doch nicht. Ausserdem sind da ja noch die Insekten, die einen so zahlreich umschwirren, dass man froh ueber jeden schuetzenden Stofffetzen ist.
Selbst nachts bleiben mittlerweile die Regenfaelle aus, was bedeutet, das auch die naechtliche Abkuehlung wegfaellt. Ein guter Grund, das Wochenende
in kuehleren Gefilden zu bestreiten!
Es bietet sich also eine Fahrt ins Bergdorf Boquete an, an das ihr Euch vielleicht erinnert, wenn wir das Stichwort Warmwasserdusche fallen lassen. Am Freitag haben wir also die Reise angetreten. Zunaechst sind wir nach David geduest, wo Carola und Martin zur Universitaet gegangen sind, um den dortigen Botanikexperten aufzusuchen und ihn um Rat bei der Identifizierung der unbekannten Arten zu bitten. Ich habe mich gleich in den naechsten Bus nach Boquete gesetzt und die Vorzuege meines fortgeschrittenen Braeunestadiums genossen, denn ich zahle so nurnoch die "Einheimischenpreise". Hurra! Ehrlicherweise muss man allerdings gestehen, dass die Anwesenheit einer Horde weisshaeutiger, blonder Amerikanerinnen die Aufmerksamkeit des Busfahrers auf sich gezogen hat, wodurch meine Tarnung erleichtert wurde.
In Boquete habe ich mich dann zu unserer Bleibe aufgemacht und siehe da, mit Vorbestellung bekommt man ein Zimmer mit ECHTER Dusche! Darueber sind wir natuerlich hoechst erfreut und kosten diesen Luxus voll aus.
Aus gegebenem Anlass, und um uns fuer unsere tapfere Arbeit in sengender Hitze zu belohen, haben wir bereits im Vorfeld beschlossen, dieses Wochenende nichts auszulassen. Carola kam recht bald nach, und so konnten wir direkt mit der Ausfuehrung der entsprechenden Plaene beginnen. Zunaechst haben wir uns ins oertliche "Java Juice" begeben. Hier haben wir mit riesigen, koestlichen Cheeseburgern und dazu passenden Fruchtshakes die erste Grundlage gelegt. Danach haben wir uns vollgefuttert zum Romero (Supermarkt) geschleppt, wo wir uns mit dem Nationalgetraenk "Ron Abuelo" sowie passenden Chips ausstaffiert haben. Auf dem Weg zurueck in die Bleibe haben wir fuer den Abend einen Tisch im noblen Restaurant El Hibiscus reserviert und den Abend schliesslich standesgemaess auf unserer Veranda mit unseren Einkaeufen eingeleitet. Das Abendessen und der dazugehoerige Wein haben spaeter ebenfalls keine Wuensche offen gelassen. Schliesslich haben wir den Abend dann in der Zanzibar bei diversen Tequilas ausklingen lassen.
Der heutige Tag hat uns dann mit kreaftigem Dauerregen empfangen, der sich auch bis jetzt nicht gelegt hat. Wir haben zunaechst einen koestlichen Duran Kaffee genossen und unsere urspruenglich fuer heute angesetzte Besichtigung der Kaffeeplantagen auf Eis gelegt. Stattdessen haben wir mal wieder gewaschen (bzw waschen lassen) und geniessen den Muessiggang im Internetcafe.
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Hinweis: Fotos folgen mal wieder, da das Hochladen leider grade streikt.
Noch ein Hinweis: Wir haben eine kleine Weltkarte ueber dem Besucherzaehler eingerichtet, wo ihr euch eintragen koennt.
Letzter Hinweis: Aus gegebenem Anlass werden Eure Kommentare nichtmehr direkt veroeffentlicht, sondern ab sofort zunaechst von uns geprueft und dann freigegeben. Aber keine Angst, unsere treuen Leser muessen nicht mit einer Zensur rechnen.